Teil 2.5: von Karlskrona nach Ystad

Karlskrona

Nach einem morgendlichen Saunagang war es dann auch an der Zeit aufzubrechen. Als ich am Marinemuseum vorbeikam wurde es leicht unübersichtlich. Die Fahrrinne war mir nicht so eindeutig und als ich ein Foto von dem Marinehafen mit seinen außergewöhnlichen Schiffen machen wollte, hupte mich eine Autofähre an: Tuuut, was Achtung bedeutet. Kurz danach wurden die Segel hochgezogen und ein herrlicher Amwindkurs brachte die APHRODITE so richtig in Fahrt. Bis ich die Drehbrücke sah, die gerade wieder geschlossen wurde. Also Handy zur Hand und angerufen. Trotzdem musste ich eine Stunde vor der Brücke rumhampeln. 

Nach der Brücke wurde das Schärenwasser ziemlich anspruchsvoll und ich hatte mir eigentlich vorgenommen zu motoren. Aber da hatte ich wiederholt Glück und zwei Schweden zeigten mir unter Segel wie man es macht. Also hinterher. Tolles Erlebnis. Da die blaue Vereinsboje, wo ich eine Nacht verbringen wollte, belegt war, fuhr ich den Hafen Ekenäs an, der mich mit seiner schönen Lage im Villenviertel und humanen Preisen mehr als entschädigte.

Nachts kam Regen und am folgenden Tag wollte ich einen schwedischen 806-Segler in Karlshamn treffen. Also bei leichtem Nieselregen mit wenig Westwind (da wo ich hin wollte) motorte ich den Schlingerkurs durch die Schären in den Hafen Väggar.

Wenn ich schon einmal vor einer Fischräucherei anlege, ja dann…

Kurze Zeit später kam Roland und bei einem Anlegerbier wurden die Erfahrungen rund um die 806 ausgetauscht.

Roland Apelgren

Herrlich, trotz meinen bescheidenen Englischkenntnissen, sich mit einem Gleichgesinnten zu unterhalten. Kaum war die Dose leer ging es auf sein Schiff, was für mich sehr beeindruckte da es befremdlich Hightech mäßig ausgebaut ist. Und dann kam die Sonne wie bestellt zurück.

Mit tollen Segelwind bin ich dann doch noch zur Insel Hanö. Ich wartete die Einfahrt der Fähre ab und dann rein ins Hafenbecken, dass als sehr kritisch gilt, weil es immer voll ist.

Aber ich machte mir unberechtigt Sorgen, da eine Hafenmeisterin mich heranwunk, um mir einen tollen Liegeplatz zu zeigen. Nicht nur toll sondern der Beste im Hafenbecken!


Das hier eine Frau das Kommando hat sieht der Segler sofort wenn er die Toilette betritt. So etwas sauberes und maritim dekoriertes habe ich seit einmal in Finnland nicht wieder gesehen.

Der Wanderweg um die Insel und zum Leuchtturm kam man nicht als „Weg“ ansehen, eher ein „von Stein zu Stein“-Hüpfparkour. Aber wunderschön und ein recht typischer Geruch steigt einem in die Nase. Das ist Schweden. Da stellte ich mir schon die Frage: Warum hast du so unglaubliches Glück, das erleben zu dürfen.


Der Wind drehte um 180 Grad, was kein gutes Zeichen ist und meistens Wetterveränderungen mit sich zieht. Ich konnte aber trotzdem mit halben Wind flott rüber nach Åhus segeln und kam dort am Mittag an.

Ich wollte den örtlichen Segelclub unterstützen und legt bei ihm gegenüber der weltbekannten Absolut Vodka-Brennerei an. Es roch nicht nach Alkoholisches eher nach Räucherfisch, aber das Gebäude ist schon beeindruckend.

Kaum hatte ich eingekauft, kam der heftige Regen und ich saß trocken in der Kajüte der APHRODITE, um mir ein Steak aus der Pfanne zu gönnen.  Fantastisch.

Falls ihr euch gefragt habt: Was macht der Olaf denn Abends so alleine in der Fremde? Lesen, ist die Antwort – Krimis sind meine Leidenschaft. Hier speziell natürlich Rügen- und Schwedenkrimis. Aber auch gelegentlich meine eigenen Erlebnisse zu „Papier“ bringen.

Nur gut das ich einen Hafentag eingelegt habe

Am nächsten Morgen lieh ich mir das Hafenrad zum Einkaufen aus. Kaufte Sprit für HEINI und für mich (damit ist Bier für mich gemeint, nicht das da ein falscher Eindruck entsteht) und ein paar Lebensmittel. Auf der Rückfahrt rief Petra an. Ich also bremsen mit dem Klapperfahrrad und wollte vom viel zu hohen Sattel runter. Ist natürlich schief gegangen. Ich lag auf der Straße und meine Uhr wollte den Notruf absetzen, den ich gerade noch verhindern konnte, aber es hielt schon ein schwedischer Arzt mit seinem Auto an, der mich untersucht hat. Alles in Ordnung, aber beim nächsten mal sollte ich einen Helm tragen. Na Klasse Tipp. Aber das Telefonat mit meiner Liebsten hat zur schnellen Genesung beigetragen. 

Nach den Erlebnissen musste ich erst einmal einen ausgiebigen Spaziergang durch das angrenzende Naturschutzgebiet unternehmen. Da war es wieder, die Bestätigung warum ich ausgerechnet nach Schweden wollte. Einfach herrlich. 
Wieder steht ein älterer schwedischer Segler am Steg und erzählte mir mit Tränen in den Augen von seiner 806 und seinen Erlebnissen. Und da war ich gleich wieder ein Präsent der deutschen Klassenvereinigung los. Aber ob dies ihm über seinen Schwermut geholfen hat?

Sogar eine Regenbogenflasche ist dabei

Sehr früh am Sonntagmorgen habe ich die Leinen losgeworfen und bin ganz leise an der Vodkar-Bennerei vorbei in die offene Ostsee geschippert. Da es Sonntag war ging ich davon aus, dass auch die Kammeraden der Schwedischen Armee frei hatten und bin an der Küste quer durch das Schießgebiet gesegelt. Na ja, am Ende kurz vor dem Erreichen des Zielhafens Simrishamn kreuzte nah ein schwedisches Kiegsschiff meinen Kurs und erzeugte mächtige Wellen. Also gibt es doch kein Wochenende für Schwedische Rekruten. Da hab ich ja noch einmal Glück gehabt, dass sie nicht so schießwütig waren, sonst hätte ich euch diese Zeilen nicht tippen können.

Eine Box war genau neben einem deutschen Boot aus Recklinghausen frei und der Opa mit Schwiegersohn halfen mir beim Anlegen. Hätte ich doch bloß meinen Mund gehalten, als ich nach dem „Heimathafen Recklinghausen“ fragte. Jedenfalls war der Abend gerettet.
Simrishamn ist ein netter, aber übersichtlicher Ort, der aber auch von vielen Urlauber besucht wird. Die Restauration und Eisbuden sind ganz klar dominierend. Obwohl viel Wind angesagt war und ich als Bestätigung schon das Klappern der Fallen hörte, wollte ich nach Ystad aufbrechen.

Kurzer Blick. Am Morgen aus der Kajüte, ja los

In der Hafenausfahrt wurden die Wellen schon heftig. Gut, dass ich mein altes Vorsegel aufgezogen hatte, denn es ging mit „Volldampf“ und guter Welle an der Südküste Schwedens entlang.

Da sah ich schon die Fähren in und aus dem Hafen von Ystad fahren. Die Schnellfähre nach Bornholm drehte richtig auf, so dass ich nicht nur mit den Wellen zu tun hatte, kam jetzt noch der Schwell der Fähre dazu.

Aber die Jachthafeneinfahrt liegt neben dem Hauptfahrwasser, wo ich dann meine Segel gefahrlos runter bekam. Nach dem Anleger (alkoholisches Getränk) suchte ich den Segelladen ganz besonderer Art auf, den Christian Irrgang in seinem Buch: Ostseemenschen beschrieb.

Ein sehr außergewöhnliches Geschäft. Hier bekommt der Segler nicht nur Antiquitäten sondern auch alles neues rund um die Bootausrüstung. Also kaufte ich Ersatzteile um meine undichte Luke zu ersetzen. Preiswert und gut, kann ich da nur sagen.

Dann in der Fußgängerzone. So voll habe ich eine Einkaufsstraße seit Monaten nicht mehr gesehen. Alles drängelt sich zu den Geschäften und Eisständen. Da auch Ystad eine Hansestadt war ist die Architektur der mit Lübeck oder Wismar vergleichbar. Tolle Häuser, Hinterhöfe, Kloster und Dom. Herrlich besonders bei diesem schönen Wetter.

Da ich bekennender Krimifan bin war der nächsten Tag ganz dem Kommissar Wallander gewidmet. An die Drehorte und in das Filmstudio da musste ich einfach hin. Ich wusste nicht, dass es 52 Filme gibt. Da habe ja noch etwas nachzuholen.

Trotzdem blieb Zeit ein Mittagssnack in einem Hinterhof bei toller Atmosphäre einzunehmen. Da das Thermometer auf 27 Grad kletterte konnte ich nicht andes als an den Badestrand zu gehen. Toll diese Erfrischung in der Ostsee.

Ja und morgen in aller Frühe soll der Schwedenaufendhalt vorbei sein und die Segel werden Richtung Rügen gesetzt.