In Hanko hatte ich die Gelegenheit bei der Besatzung der Goldlibelle meine zukünftigen Ziele im finnischen Inselmeer zu planen. Er war gedienter Marineoffizier und Sie hatte die Macht über die Karten und Hafenhandbücher. Diese Kombination bescherte mir an einem Erfahrungsschatz sondergleichen zu profitieren. Er sagte welche navigatorischen Besonderheiten zu Beachten sind und Sie zeigte mir auf den Seekarten sehenswerte Ziele. Wobei ich erst in die Logik der finnischen Seekarten einsteigen musste. Da ändert sich von Seite zur Seite der Maßstab und viele Überlappungen und Querverweise gibt es. Nachdem ich hier herum gesegelt bin, kann ich das System auch nachvollziehen. Zurück auf der Aphrodite musste ich ersteinmal alles sacken lassen und für mich aufschreiben. Was für ein unüberblickbarer Irrgarten von Insel und Felsen. Ich habe gelesen, dass einst Trolle die Steine von Schwedens Küste aufgenommenen und vor Wut an die Küste Finnlands geworfen haben. Ob das Wahrheit ist weis ich nicht, aber es sieht schon danach aus.
Das erste Ziel sollte Dalsbruk sein, da ich erst einmal mit Hauptfahrwasserstrecken vertraut werden wollte. Auch stand mir der Sinn nach Segeln und nicht wie bei den Finnen üblich: „Großsegel hoch und Motor an“. Und auf der Kreuz will hier wohl keiner vorankommen. Es wurde ein schöner Segeltag, aber Dalsbruk sah vom Weitem schrecklich aus. Zwei Fabrikschornsteine und Hallen, wobei sich später herausstellte, die Fabrik gab es lange schon nicht mehr und die Hallen werden als Winterlager für Boote genutzt. Die Goldlibelle und die Hotspot haben auch hier ihren Überwinterungsplatz. Der Ort ist recht nett und zwei Supermärkte und ein Möchtegernbaumarkt konkurrieren um die wenigen Kunden.
Morgens vor dem Frühstück ging es für mich in die Sauna, eine neue, aber sehr wohltuende Erfahrung. Danach hieß es die Vorräte auffüllen und da sah ich den Eisverkäufer und dachte so bei mir: Wer kauft sich den morgens um 9 Uhr ein Eis? Da kam auch schon mir eine junge Frau mit einem Zweikugeleis entgegen. Ja in Finnland ticken die Uhren halt anders.
Aber dann ging es los zum ersten Geheimtipp: Wikingerinsel Rosala. Der Wind war ordentlich aber die Streckenführung anspruchsvoll bis schwierig. Wer schon einmal auf einer großen Talsperre gesegelt ist, kann es vielleicht nachvollziehen, nur häufen sich hier die besonderen Effekte. Durch die Insel und Inselchen, die zum großen Teil bewaldete sind, ergeben sich Kap- und Düseneffekte, sowie Abdeckungen und dazu kommen zum Teil sehr enge Durchfahrten, da schlägt das Seglerherz aber auf Hochtouren. Wie und wo gewinne ich Höhe, um mit Schwung durch die windlosen Durchfahrt zu kommen und wo kann ich ein Kreuzschlag anlegen ohne auf den Fels zu laufen? Kräuselt sich nicht da das Wasser und bietet den nötigen Vortrieb. Diese Situationen müssten doch jeden eingefleischten Segler ins Schwärmen geraten. Mich zur Sicherheit nach den Monaten, wo ich zum Teil den ganzen Tag auf einen Bug gesegelt war. Nur die Finnen fanden es wohl lästig und fuhren mit Motorunterstützung an mir vorbei und schauten sehr verdutzt rüber. Aber grüßen tun alle, haben immer Rettungswesten an und schnibbeln nie eine Tonne. Es hatte mir viel Spaß gemacht und dies alles bei strahlendem Sonnenschein. Eine tolle Erfahrung.
Wer schon mal im Wikinger Museum Haithabu bei Schleswig war oder im polnischen Wollin, für den ist es so wie für mich das Wikingermuseum hier auf Rosala ein Kindergeburtstag. Aber sie haben sich Mühe gegeben den Touristen etwas zu bieten und ich kam einmal wieder zu einem Spaziergang durch die berührende Fauna des Nordens, wo Kiefern, Birken, Felsen und Rehe das Herz erquicken und der Duft einem voll vereinnahmt. Man will hier nicht mehr loslassen wollen.
Der weitere Weg war erst einmal Heinis Sache, da nicht mal ein Lüftchen die Wasseroberfläche bewegte. Doch kurz nachdem mich mit seine Heckwelle bald ein finnisches Marineschiff versenkt hätte, kam der Wind wieder, aber von vorn. Eine Herausforderung für mich, die ich gerne annahm. Da kam von Weitem schon in meinem Heckwasser einen Racer auf mich zu. Riesige Segel und überall mit Audi-Reklame beklebt, wo vier Segler nur auf der Kante saßen. Er holte schnell auf, also handelte es sich um Profisportler. Zwischen den Inseln hatte aber ich den besseren Richer für die geschickteren Wenden und holte mehr Höhe. Beim Vorbeisegeln der 52 Fuß Yacht hoben die Mannschaft anerkennend die Daumen als Lob. Man war ich stolz. Und das alles mit einer vollgepackten 806.
Das Inselchen Brännskör ist schon etwas ganz Besonderes. Blockhäuser, Hinweisschilder in Holz geschnitzt, keine Straßen, Sägemehlklos mit Blumensträuße und alles liebevoll arrangiert. Als Zeichen, dass das Liegegeld bezahlt wurde, bekam ich nicht wie üblich ein Plastikfähnchen in die Hand gedrückt, sondern ein kleines Holzschild an einer Juteschnur, auf dem mit Eding das Abfahrtsdatum notiert wurde. Es geht auch anders, um Plastikmüll zu vermeiden. Den Naturlehrpfad um die Insel musste ich auf jedenfalls erkunden, obwohl die Mücken mich ganz schön ausgesaugt haben. Dafür habe ich aber eine mehr als Entschuldigung erhalten. Eine finnische Sauna mit Holzofen ist eine ganz neue Erfahrung für mich. Es ist wie am Lagerfeuer zu Pfadfinderzeiten zu sitzen, aber hier um tüchtig zu schwitzen und den Geruch von Feuer in der Nase spüren. Urig und da es keine Dusche gab, tat es ein holzbefeuerten Bottich mit heißem Wasser zum Selbermischen im Abkühleimer auch. Toll, hier könnte ich Urlaub machen.
Ich hatte hier gegen den Wind ganz alleine mit Heckmooring angelegt und wunderte mich, dass die später ankommenden Schiffe gegenüber mit dem Wind so viel Probleme in Kauf nahmen. In aller Herrgottsfrühe, als ich bald aus der Koje katapultiert wurde, war mir es sofort klar geworden. Der Wind hatte um 180 Grad gedreht und wehte mit aller Macht und hohen Wellen auf mein Heck. Es rächt sich, wenn ich nicht immer den Wetterbericht vor Augen habe, bevor der Hafen und der Anlegeplatz ausgesucht wird. Ich setzte erst einmal Dämpfer in die Festmacher ein, aber konnte trotzdem nicht richtig weiterschlafen, da mich die Frage beschäftigte, wie kommst du denn hier wieder weg, ohne auf die Felsen zu schlagen. So eine richtige Strategie hatte ich nicht und als ich die Tageslosung am Morgen las: „Herr sei mit gnädig, denn mir ist angst“, schmeckte das Frühstück auch nicht mehr. Nachdem alles Bereit zum Ablegen und Heini warm gelaufen war, da was es wieder. Ein Segler kam vom frühmorgendlichen Stuhlgang mit Zigarette im Mund den Hügel hinunter und deute an mir zu helfen. So einfach kann es sein, wenn einem das Vertrauen nicht verlässt. Jedenfalls bin ich gut weggekommen und im freien Wasser konnte ich alles wieder aufklaren, denn es ging unter Segel nach Turku. Die Wetterprognose sagten für die nächsten Tage Sturm mit 8 Bft voraus und den wollte ich nicht auf kleinen Inseln in finnischen Inselmeer abwettern. Auch war eine längst überfällige medizinische Untersuchung fällig, daher bot sich die sechsgrößten Stadt Finnlands an – Turku.
In meiner Erinnerungen war Turku eine unschöne Industriestadt, aber jetzt gefiel sie mir. Gut, hier sind alle Straßen rechtwinklig angeordnet und die meisten Häuser strahlen den Charme der Siebzigerjahre aus. Der Grund liegt darin begründet, dass früher alle Häuser aus Holz gebaut wurden und daher ein Brand riesige Verwüstungen hinterließ. Somit haben dann die Städteplaner freie Hand die Stadt nach ihren Vorstellungen neu zu gestalten. Jetzt gibt sich Turku aber alle Mühe attraktiv und modern zu wirken. Ich finde es ist ihnen gelungen.
Einen schönen Dom haben sie, na ja von innen, wo ich rein zufällig wieder um 12 Uhr einer Messe beiwohnen konnte. In Finnland gehen doch recht viele und auch alle Alters- und Sozialschichten in der Woche zum Gottesdienst. Draußen war Handwerkermarkt und brechend voll an einem Donnerstag Mittag. Ich glaube die machen hier alle Urlaub, zumindest haben die Kinder Schulferien. Nur ist für mich in Finnland alles viel teurer als zu Hause.
Für Lebensmittel muss ich fast das dreifache wie in Deutschland bezahlen und ärgere mich, nicht noch mehr in Polen gebunkert zu haben. Aber die Ladekapazitäten auf der Aphrodite sind ja sehr begrenzt, daher haben mich auch noch bis jetzt kein Zoll oder ähnliches eingehend einer Kontrolle unterzogen. Wie ich erfuhr, ist dies bei den anderen deutschen Schiffen doch übliche Praxis.
Für die Finnen ist ein Fahrrad kein Statussymbol, mit dem überwiegenden Teil der Räder würde in Deutschland keiner mehr rumfahren wollen. Aber es geht auch so und lässt Geld für andere Dinge übrig.
Da der Weg zur Uniklinik doch recht weit war, habe ich es gewagt mir einen E-Scooter auszuleihen. Dazu benötigt man ein geladenes Smartphone und eine App und los geht es. Man, war das ein tolles Erlebnis und sehr einfach zu bedienen und brachte Laune ohne Ende. Mit 20 Km/h über Radwege und Stassen zu gleiten bringt mächtig Spaß. Hoffentlich gibt es so etwas bei uns bald auch. Ich bin auf jedenfalls dabei. Rentner auf E-Scooter! Eine Frage blieb bei mir aber offen: Wer und wo lädt die Dinger den wieder auf? Ich habe es nicht herausbekommen.
Am anderen Morgen war ich den Rummel der Stadt aber leid und folgte der Empfehlung von Christian Irrgang nach Rymättylä, um dort auch den Starkwind des Nachmittags zu entfliehen. Toller Anleger, mit Supermarkt und alter Steinkirche in der Nähe, aber völlige Ruhe. Liegeplatz, Wasser, Strom und Plumbsklo alles für Lau, ich konnte es nicht glauben. Das willkommene Kontrastprogramm zu Turku, nur der Aufführung der Freilichtbühne könnt ich mangels Kenntnisse der finnischen Sprache nicht so richtig folgen.
Am Morgen war es so still in der Bucht, dass ich mich kaum traute Heini anzulassen um den Steg zu verlassen. Er brauchte auch nur kurz helfen, dann ging es unter Segel und gegen den Wind weiter zum nächsten Ziel: Houtsala. Da es Wochenende war, waren auch viele einheimische Segler unterwegs, die Spass am Kreuzen hatten. Das ausgesuchte Ziel war ein Reinfall, da es den Hafen nicht mehr gab und das Ambiente auch nicht zum Ankern einlud.
Also hieß es schnell eine Alternative zu finden, die ich im 15 sm entfernten Hafen Verkan auch fand. Nur musste ich das Hauptfahrwasser Stockholm-Turku wieder kreuzen, dass sich hier eng zwischen den Inseln schlängelt. Keine leichte Aufgabe, da am frühen Abend noch recht viele Fähren Autos, Wohnmobile und Lastwagen nach Finnland bringen wollten. Ich kam aber trotzdem unbeschadet im gemütlichen Hafen Verkan auf der Insel Korppoo an, wo noch bis weit nach Mitternacht ein Entertainer im Hafenrestaurant versuchte, lautstark mit seinem Coversongs, die Schiffsbesatzungen anzulocken. Ich glaube bei dem Song „ Knock, knock, knockin’ on heaven’s door“ bin ich dann endlich eingeschlafen. Der Sonntag begann für mich mit einem Saunagang vor dem Frühstück. Jetzt schon zum vierten Mal, ob es zur Gewohnheit für mich werden sollte? Aber das Frühstück wurde ein Schnelldurchlauf, als ich den Wetterberichte sah. Sturmböen am Montag und Gewitterneigung, also wieder einmal die geplante Route ändern und in einem Rutsch nach Mariehamn. 50 sm sind eine Herausforderung, aber ab Mittag soll viel Wind kommen, denn ich startete mit Null Wind und spiegelglatten Wasser. Heini musste an diesem Tag sieben Stunden rattern und ich es aushalten, denn erst am späten Nachmittag kam der Wind und dass nicht zu knapp. Sehr aufregende Passagen waren dabei, sei es sehr anspruchsvolle Navigation oder enge, was sage sehr enge, Fahrrinnen mit entgegenkommenden Fähren, die es zu Bewältigen galt.
Nach 13 Stunden war ich ziemlich fertig und es sollten noch mindestens 2,5 Stunden bis Mariehamn sein. Als ich wieder zwischen zwei Inseln sehr eng durchsegelte, sah ich einige Masten hinter dem Fels. Zu nah beieinander, dass sie vor Anker liegen könnten. Da – Gottseidank hat ein sehr freundliches Paar auf Rödhamn einen kleinen Hafen eingerichtet und erwartete mich schon, um die Leinen anzunehmen, obwohl ich noch keine Gelegenheit hatte die Gastlandflagge von der finnischen zur Ålandflagge zu wechseln.
Das war eine gute Fügung, da ich es
sehr schwer länger ausgehalten hätte. Ein romanischer Hafen mit Holzhäusern, Wasser, Sauna aber kein Strom. Wie geschmackvoll man doch Plumbsklos einrichten und gestalten kann, dies zu sehen ist allein schon ein Besuch wert.
Um 9 Uhr klopfte es an der Reling und mir wurde eine Brötchentüte überreicht. Zu meinem Erstaunen wurde mit Filzstift der Wetterbericht auf die Tüte geschrieben. Das habe ich noch nie vorher erlebt und war sichtlich begeistert. Ich ließ es langsam angehen, da erst am späten Nachmittag Regen angesagt war und die Entfernung ja nicht sonderlich anspruchsvoll war. Quatschte noch mit einem Einhandsegler aus Langballigau, wo mich dann schon zum zweiten Male auf dieser Reise ein Schwede ansprach, ob mir die 806 gehört. Hatte er früher auch erzählte er, tolles Boot und schnell, aber die Frau wollte mehr Komfort und da musste er sie abgeben. Die 806 nicht die Frau, Schade eigentlich. Die Wertung überließ er mir, obwohl ich ja nur die 806 kenne.
Ich legte nach der Sunrise aus Fehmarn ab, aber konnte sie rasch überholen und als Belohnung bekam ich dann im Mariehamn ein Foto, nicht von Heidi Klum sondern von ihrer Besatzung. Obwohl ein Topmodel ist die Aphrodite schon – Oder.
Mariehamn ist die Hauptstadt und Regierungssitz der Åland-Inseln, die eine sehr bewegte Vergangenheit haben. Oft als Spielball zwischen den mächtigen Staaten des Baltikums benutzt, haben sie heute eine besondere rechtliche Stellung. Offiziell gehören sie zum finnischen Staatsgebiet, aber genießen ein Selbstverwaltungsrecht.
Nur die Außen- und Verteidigungspolitik übernimmt der finnische Staat, der Rest wird eigenständig und autonom verwaltet. So ist die Amts- und Umgangssprache hier Schwedisch, was auch die Vielzahl von schwedischen Urlaubern erklärt. AX ist das Autokennzeichen und ist sehr auffällig gestaltet. Die Stadt selbst ist recht übersichtlich, da auch hier der rechte Winkel ein beliebtes Planungshilfsmittel war. Sehr aufgeräumt und sauber biete sie ihren Besuchern eine gute Mischung aus Läden, Museen, Parkanlagen und Sehenswürdigkeiten an.
Da hier der wenigste Regen in ganz Skandinavien fällt, kann man es sehr gut aushalten. Der „wenige Regen“ setzte dann am Abend während meines Saunagangs ein und war eine willkommene Erfrischung. Da ich hier mindestens noch einen Tag bleiben wollte, war das Aufstehen sehr entspannt und das Pfeifen in der Takelage überhörte ich einfach. Als Segler auf so einer Reise ist man „auf Gedeih und Verderb“ auf das Wetter und die Wellenhöhen angewiesen. Das macht es schon sehr kompliziert, da nicht nur die Entwicklung der nächsten Zeit, sondern auch die Positionsänderung und das Ziel berücksichtigt werden müssen. Nur hält sich das Wetter nicht immer an die Prognosen der Meteorologen, die ich dann nicht zu Rechenschaft ziehen kann, wenn sie sehr weit daneben gelegen haben. Jedenfalls ist das Wetter der Entscheider und gibt immer ein ungutes Gefühl, den richtigen Kurs und Zeitpunkt gewählt zu haben.
Der folgende Tag war gefüllt mit Ersatzteile fürs Boot, Benzin und Lebensmittel besorgen und selbstverständlich Saunagänge, da am folgenden Tag der Sprung rüber nach Schweden etwas verkürzte werden sollte. Ich hatte im Osthafen von Mariehamn festgemacht, dass bedeutete aber wieder 10 sm nach Süden, um auf der anderen Seite die gleiche Strecke nach Norden zu segeln. Da nicht zu erwarten war, dass sich der Wind im Laufe des Tages um 180 Grad drehen wird, ist also mindestens ein Kreuzschlag fällig.
Als Absprungpunkt empfahl sich die kleine Insel Kobbu Klintor, die sich im Drehkreuz der Fahrwasserstrassen nach Mariehamn befindet und für mich die letzte Übernachtung auf den Åland-Inseln darstellte. Da dort früher schon einige Schiffe gesunken waren, wurde auf der Insel ein dampfbetriebenes Nebelhorn gebaut und betrieben. Heute ist dies überflüssig geworden und daher wurde die Insel nicht nur zu einem Museum sondern auch zum Kinderparadies umgestaltet. Es ist alles liebevoll und kreativ ausgerichtet. Zum Beispiel können Kinder an einer Schatzsuche über die ganzen Insel mit Aufgaben aus der örtlichen Natur, Seefahrt und Geschichte der Insel teilnehmen. Sie erhalten dann von den Eltern ein Kuchen und Getränk im Café.
Nur Abends sind alle weg, auch die Betreiber, und ich bin ganz alleine mit den Tölpel, Enten und Möwen. Nur die Fähren fahren sehr dicht an mir vorbei.
Und als ich da so alleine den Tölpeln zusehe wie sie unbeholfen daher watscheln, sinniere ich so über meine Geschichten und Berichte und stelle mir die Frage: Warum mache ich das eigentlich? Will ich mich damit profilieren oder gar Neid hervorrufen? Oder dienen sie der Selbstdarstellung oder Dokumentation des Erlebten? Ich hoffe nicht, aber ich muss gestehen, es dient mir gut zur Ablenken von der Einsamkeit, Angst und dem Heimweh. Wie gerne würde ich die neuen Schlagzeugbecken von Steffen höheren oder Petra bei der Beseitigung ihrer vermeintlichen Mottenplage helfen. Auch mit meinen Freunden am Grill zu plaudern fehlt mir. Schon mal erwische ich mich bei Selbstgesprächen und da ist das Schreiben und Erdenken eine gute Möglichkeit sich geistig zu beschäftigen und die Tage zu reflektieren. Den Sinn und die Aufmerksamkeit auf Ereignisse, Menschen sowie Besonderheiten zu lenken und vor allem die Vogelperspektive einzunehmen, werden bei mir gefordert und trainiert. Auch die Reflexion des eigenen Verhaltens oder die Einstellung zu den Geschehnisse und Ansichten sind gefordert. Das bewusste fotografieren erwartet auch immer wieder Entscheidungen und Kreativität von mir, um meine Gedanken zu transportieren.
Aufmerksam sein, gut beobachten, Stellung beziehen, wertfrei hinsehen und höheren und dies nicht nur für diese Berichterstattung, sondern auch im Alltäglichen und dankbar dafür zu sein, daran erinnert mich nun in Zukunft ein Nebenhorn auf den Åland-Inseln.
Um 5 Uhr Ortszeit gehts los nach Schweden, aber das ist eine andere Geschichte.