Das fünfzigste Jubiläum der INTERNATIONAL 806 

Als ich die Einladung zum fünfzigsten Jubiläum der INTERNATIONAL 806 erhielt, war sofort klar, dass ich mit meiner APHRODITE dabei sein musste. Meinen Sohn Steffen musste ich nicht lange überreden, und so war die Crew zusammen. Wir holten die APHRODITE aus Holland nach Wuppertal und machten uns am nächsten Tag auf den 750 km langen Weg nach Kopenhagen. 

Jesper der Hafenmeister bot uns an, unser Auto direkt hinter einer Hütte am Hafen zu parken. Als er sagte, „Dann müsst ihr eure Schlafsachen nicht so weit tragen“, wurde ich ein wenig misstrauisch.

In meinem Alter nennt man das einen Kapuzenpulli“, sagte ich zu meinem Sohn, der Hoodies mit einem 806-Emblem und einem Abbild der APHRODITE auf dem Rücken für uns gestaltet hatte. Damit konnten wir bei den anderen Teilnehmern punkten.

Nach und nach trafen immer mehr Teilnehmer mit ihren Booten ein und errichteten Zelte auf der Wiese. Fast alle räumten ihre Ausrüstung und die Innenausstattung der Boote aus. Die Außenborder, sogar deren Halterungen, wurden an Land gebracht. Die 806er-Boote waren nun völlig leer – keine Polster, Schränke oder Benzinkanister waren mehr an Bord. Damit sanken unsere Chancen auf eine erfolgreiche Regatta erheblich.

Das Regattagebiet lag in der Nähe der Öresundbrücke und wurde immer wieder von hohen Wellen der vorbeifahrenden Frachter durchzogen. Zu spät bemerkten wir auch die Strömungen von etwa einem Knoten, die berücksichtigt werden mussten. Es war elf Jahre her, dass ich das letzte Mal einen Spinnaker gesetzt hatte, und für Steffen war es das erste Mal, also wurde es für uns ziemlich spannend.

Beim Abschlussdinner kam Per Røssel zu mir und legte 250 Kronen auf den Tisch mit den Worten: „Du bist jetzt Mitglied im DÄNISCHEN 806-CLUB.“ Die Rechnung war simpel: Alle Mitglieder bekamen 500 Kronen zurückerstattet. Bei mir wurden 250 Kronen für die Aufnahmegebühr abgezogen und der Rest ausgezahlt. Das reichte gerade für eine Flasche Rotwein zum Dinner.

Aber das Highlight des Abends war der Vortrag von Arne Larsen, der an der ersten 806 mitgebaut hat und später in Dänemark zusammen mit jemandem namens Olsen die OL-Werft gegründet hat. Daher der Name OL-Boote. In der OL-Werft baute er die ersten 380 Boote. Besonders die Umstellung des gelben Rumpfs auf einen weißen hat er sehr eindrucksvoll dargestellt. Auch die Werft von Herrn Ott hat er besonders hervorgehoben und nannte ihn den besten Verkäufer mit einem besonderen Verhältnis zu den 806-Kunden. Er war erfreut, als Herr Ott die Rechte und die Formen aufkaufte.

Da wir die weiteste Anreise hatten, bekamen wir einen Sonderpreis, den ich mit herzlichen Grüßen von der deutschen 806-Klassenvereinigung und einem Wimpel entgegennahm. Auch Jesper erhielt einen Wimpel von mir für sein Hafenrestaurant, worüber er sich sehr freute.

Im Auto auf die lange Rückreise ließen Steffen und ich die Erlebnisse noch einmal Revue passieren. Wir waren immer noch beeindruckt von der Freundlichkeit und Herzlichkeit aller Teilnehmer. Seglerisch haben wir eine Menge dazulernen können. Dafür sind wir sehr dankbar!

Die APHRODITE hat mich auf die Nordsee-Regatta mitgenommen

Nach der Schleuse in Vlissingen, in die alle Teilnehmer spielend hinein passten, fuhren wir zur Startlinie, um das Hochwasser nicht zu verpassen. Aber was kommt da von hinten aus dem Dunst und noch wichtiger wo will die Plattform hin?

Dann zogen die Schlepper sie in die Fahrrinne Richtung Rotterdam und wir konnten noch ein paar Kringel vor der Stadtlinie ziehen. Die Stömungsverhältnisse hatte ich ein wenig unterschätzt, da ablaufendes Wasser nicht bedeutet eine Richtung und Stärke. Also ein wichtiger zusätzlicher taktischer Freiheitsgrad, gerade bei wenig Wind um 2-3 Bft.

Rechts mit der GER222 ist die APHRODTIE

Dann kam der Start und gleich danach den Gennaker hoch und fast fünf Stunden mit achterlichen Wind durch die Wellen.

Stundenlang in der Sonne hochkonzentriert mit achterlichen Wind zu segeln ist schon eine besondere Herausforderung. Kenner wissen, dass es nur einen kleinen Steuersektor gibt. Da ich eines der kleinsten Boote war hatte ich doch an den Tonnen das Gefühl es läuft gut. Aber dann kam der lange Zieleinlauf mit halben Wind auf Blankenberge zu.

Da packten dann die anderen Schiffe ihre Genua aus und zogen davon. Dann wurde ich auch noch von Zeebrugge Traffic aufgefordert meinen Kurs zu ändern, um ein Containerschiff die freie Ausfahrt zu ermöglichen.
Doppeltes Pech. Der Kollos nahm mir nicht nur den Wind, sondern lies mich in seinen Bugwellen Karussell fahren.

Trotzdem sind wir in den Zielhafen angekommen. Völlig ausgelaugt und kurz vor einem Sonnenstich nahm ich gerne das Freibier am Steg in Anspruch.

Mein Regatta-Ergebnis war jetzt nicht so besonders. So im Mittelfeld, aber ohne Spinnaker und Genau war ich für das erste Mal zufrieden.

Geschafft – die APHRODITE schwimmt wieder

Der erster Segelschlag auf dem Veersemeer 2023

Ich hatte das Glück in der Nähe meines Wohnortes über den Winter eine Halle zur Verfügung gestellt zu bekommen. So konnte ich einen Decksbelag aufbringen und alle Anbauteile wieder installieren. Der Transport nach Holland erfolgte reibungslos mit dem neuen Trailer und am Ostermontag bekam die APHRODITE wieder den Kontakt zum Salzwasser des Veersemeers.
Dann endlich die ersten Segelschläge mit salziger Gischt im Gesicht. 15-20 kn Wind – das ist ein toller Einstieg in die Saison, wie habe ich das vermisst. 🤩

Die Aphrodite musste “aufgehübscht” werden!

links ganz neu – rechts 41 Jahre alt

Da ich den Kiel im schwedischen Schärengewässer bölderweise mit einem Felsen in Berührung brachte, musste er in diesem Winter in der Ott-Werft am Bodensee repariert werden. Als ich die APHRODITE abholte, stand eine ganz neue 806 zur Überführung bereit. Zwischen den Boote sind mal eben 41 Jahre.
Alt sieht die APHRODITE doch nicht wirklich aus?

Herr Kaller von North Sails

Dann wurde die APHRODITE in Langenargen in den Bodensee gesetzt und die neuen 3Di RAW Segel angepasst. Nur viel Wind war nicht, aber der Tag hat sich mehr als gelohnt, da Herr Kaller doch einige Tipps zum “richtigen” Trimm der Segel zum Besten gab. Das der Regen der permanente Begleiter war, sorgte für klamme Finger.

Und dann morgens, nach einer fröstelnden Nacht im Schlafsack, musste ich auch noch Schnee schieben vor dem Rauskranen. Ich kann mich nicht erinnern jemals so kalte Finger gehabt zu haben.

Jetzt steht sie ersteinmal in Wuppertal und kommt dann Ostersonntag in den Heimathafen Oostwatering Veere. Wer sie sehen will kann die Webcam des Hafens nutzen https://www.oostwatering.nl

und nun hängt das alte Segel als Erinnerung im Arbeitszimmer

Es ist vollbracht – die Ostseerunde ist vollendet.

Ich musste mir schon eine Träne wegdrücken, als ich Wiek auf Rügen sah. Jetzt ist mein Traum gelebt und hat sich erfüllt. Ein glückliches aber auch trauriges Gefühl umgibt mich. Was kommt danach? Aber die Erinnerungen an das Erlebte bleibt und erfüllt mich mit dem Gefühl „ich habe es geschafft“

Wenn ihr wissen wollt was am Ende so passiert ist:

Teil 2.6: Rügen stellt den Abschluss der Reise dar